CSU greift die Grünen mit Fake News über Haustiere an

Die CSU macht einen auf Trump – und wird dabei von der eigenen Schwesterpartei entlarvt. Dank Social Media, sagt unsere Kolumnistin Nicole Diekmann.

Auf Instagram kursiert aktuell ein Video, gegen das die “Schwarzwaldklinik” wie ein Splattermovie wirkt, das “Traumschiff” wie ein zu Wasser gelassener Hochsicherheitstrakt einer Justizvollzugsanstalt und der Musikantenstadl wie eine Ausgeburt experimentellen Fernsehens.

Selbst Inge Meysel, Gott hab sie selig, wäre höchstwahrscheinlich entsetzt angesichts der altmodischen Anmutung.

Nicole Diekmann

Zur Person

Die Fernsehjournalistin Nicole Diekmann kennt man als seriöse Politikberichterstatterin. Ganz anders, nämlich schlagfertig und lustig, erlebt man sie auf X – wo sie über 120.000 Fans hat. Dort filetiert sie politische und gesellschaftliche Aufreger rund ums Internet. Ihr Buch “Die Shitstorm-Republik” ist überall erhältlich. In ihrem Podcast “Hopeful News” spricht Diekmann jede Woche mit einem Gast über die schönen, hoffnungsvollen – einfach GUTEN Nachrichten. Bei t-online schreibt sie jeden Mittwoch die Kolumne “Im Netz”.

In diesem Video sehen wir einen Hund. Er begegnet uns zunächst auf einem Bürostuhl sitzend (fragen Sie nicht, ich berichte hier nur!), dann tollt er zu träumerischer Musik durchs Bild und springt an einem Mann hoch. Bei dem Mann handelt es sich um Martin Huber, Generalsekretär der CSU. Eingebettet ist dieses Idyll auf vier Pfoten in verrückte Effekte (verrückt im Sinne von “in den Achtzigerjahren verrückt”), die eine gewohnt reißerische Schlagzeile der “Bild”-Zeitung in den Fokus spülen: “Grüner Verbotswahn immer irrer! Welpenfeind ist neuer Junior-Chef der Grünen!”

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“Wie bitte”, fragt man sich entsetzt, “ein Tierhasser an der Spitze der Grünen? Ausgerechnet?!” Also zumindest fragt man sich das, wenn man zu denjenigen gehört, die die “Bild” 1:1 ernst nehmen – und die CSU. Sollten Sie dazu gehören, werden Sie jetzt Augen machen.

Mit 19 sagt man andere Dinge als mit 24

Dröseln wir das Ganze mal auf. Der angebliche “Junior-Chef der Grünen” ist erstens in Wahrheit der neue Vorsitzende der Grünen Jugend, der Jugendorganisation der Bundespartei. Alle Jugendorganisationen von Parteien haben zweitens etwas gemeinsam: Sie sind immer krasser. Die Jusos sind immer linker als die SPD. Die Junge Alternative wird derzeit vom Bundesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft, die AfD “nur” als rechtsextremistischer Verdachtsfall.

Der neue Vorsitzende der Grünen Jugend – der alte Vorstand ist übrigens abgewandert, weil ihm die Bundespartei nicht krass genug war – heißt Jakob Blasel. Jakob Blasel ist 24 Jahre alt. Also war er vor fünf Jahren 19. Mit 19 ist man drittens erwachsen, aber man tut und sagt Dinge, die man zum Beispiel mit ausgeruhten 46 nicht mehr tun oder sagen würde. Mit 19 habe ich mir etwa die Zunge piercen lassen und gesagt, dass Frauen und Männer in unserer Gesellschaft gleich behandelt werden. Sowohl Zungenpiercing als auch meine naive Sicht auf gesellschaftliche Gleichstellung waren 5 Jahre später schon nicht mehr vorhanden.

CSU-General hat Video offenbar nicht zu Ende geschaut

Zurück zu Blasel. Der war vor fünf Jahren in einer Sendung von Funk zu Gast, dem Angebot für junge Leute von ARD und ZDF. Und sprach dort in einem elfminütigen Video unter anderem über Haustiere. Dort sagte er: “So liebenswürdig unsere Haustiere auch sind, wir brauchen sie eigentlich nicht, und das ist ein ziemlicher Umwelt- und CO2-Luxus, den wir uns da leisten.” Deswegen sollte es nach Meinung des Klimaaktivisten “verboten werden, Tiere unnötig zu züchten”.

Keine Rede also von einem Haustierverbot. Auch Hass ist schwer auszumachen in den Aussagen Blasels. Trotzdem geht die “Bild” hier unverdrossen wie gewohnt zu Werke und springt der CSU-Generalsekretär mit einem Video aus der Mottenkiste auf die Dampflokomotive auf.

Dass Blasel im selben Video direkt zweimal dazu rät, vor allem Tiere aus dem Tierheim als Haustier zu nehmen und obendrein Tipps für Tierbesitzer zum CO2-Sparen gibt – das hat Martin Huber anscheinend gar nicht mitbekommen. Entweder reicht seine Aufmerksamkeitsspanne nicht für volle elf Minuten aus oder aber es passt halt schlecht zur Strategie namens “die Grünen verteufeln”, auf die die CSU seit Monaten setzt. Die altehrwürdige CSU, jahrzehntelang Alleinherrscherin im Freistaat Bayern, ist sich nicht zu schade, einen 19-Jährigen verkürzt wiederzugeben.

Das hat was von Hobbykeller

Oder aber, das kann natürlich auch gut sein, Huber hat keine elf Minuten Zeit, weil er sich intensiv in puncto zeitgemäßer Bildsprache fortbildet. Allzu weit scheint er da allerdings bisher nicht gekommen zu sein. Und dass ein CSU-Generalsekretär 19,50 Euro für ein handelsübliches Mikro übrig haben sollte, weil Ton nämlich nicht ganz unwichtig ist für Videos, tja, das kam wohl auch noch nicht dran im Proseminar “Professionelle Kommunikation”. Es hat was von Hobbykeller, dieses Video. Von Videoclub Hintertupfingen.

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