Wenige Tage vor der alles entscheidenden US-Wahl sind die Kontrahenten Donald Trump (78) und Kamala Harris (60) in Umfragen fast gleich auf. Jetzt zählt im wahrsten Sinne des Wortes jede Stimme, jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt.
Und ausgerechnet bei einer besonders wichtigen Wahlkampfveranstaltung in New York am Sonntag gab es eine geschmacklose Entgleisung eines Comedians gegen eine wichtige Wählergruppe: die Latinos aus Puerto Rico.
Eigentlich wollte Trump in der Demokraten Hochburg New York triumphieren. Doch stattdessen fällt ihm jetzt der geschmacklose Scherz des Comedians Tony Hinchcliffe (40) auf die Füße. Trump – bekannt für seine verbalen Entgleisungen – war also nicht einmal der Urheber des misslungenen Scherzes.
„Schwimmende Insel von Müll“
Hinchcliffe – spezialisiert auf Beleidigungen – „witzelte“ bei Trumps Event über Juden, Palästinenser, Schwarze und setzte dann noch einen drauf: „Es gibt buchstäblich eine schwimmende Insel von Müll mitten im Ozean. Ich glaube, sie heißt Puerto Rico.“
Damit hat er offenbar den schmalen Grat zwischen dreistem Humor und Beleidigungen nicht richtig ausgelotet und hunderttausend Puerto-Ricaner nur wenige Tage vor dem entscheidenden Kreuzchen verärgert.
„Das ist es, was sie von uns denken“
Superstars wie Jennifer Lopez (55, 250 Millionen Instagram-Follower) und Ricky Martin (52, beide mit puerto-ricanischen Wurzeln) teilten auf ihren Social-Media-Profilen empört Hinchcliffes Aussagen. Martin schrieb auf Spanisch: „Das ist es, was sie von uns denken.“ Der Satz spiegelt die Angst eines jeden Einwanderers wider: Dass man nie wirklich dazugehört und verlacht wird – egal, wie lange man in der neuen Heimat lebt und egal, wie erfolgreich man sich integriert hat.
In den USA leben mehr als 36 Millionen wahlberechtigte Latinos und stellen damit fast 15 Prozent der Wähler. Ihre politischen Einstellungen unterscheiden sich, in den vergangenen Jahren war aber ein Trend zu erkennen.
Während 2020 die Mehrheit für Biden stimmte, wendeten sich in den vergangenen Monaten immer mehr Latinos von den Demokraten ab. Wird diese Entwicklung durch einen einzigen Witz jetzt gestoppt, sodass das Pendel wieder in Harris‘ Richtung ausschlägt?
Die Stimmungsmache von Superstars wie J.Lo und Ricky Martin wird sich jedenfalls nicht positiv für Trump auswirken. Hinzu kommt: Allein im besonders hart umkämpften und wichtigen Bundesstaat Pennsylvania leben fast eine halbe Million Puerto-Ricaner.
Swing State auf der Kippe
Der Witz, so ein Bericht der „BBC“, könnte den Republikanern in dem wichtigen Swing State zum Verhängnis werden, den die Demokraten 2020 mit einem knappen Vorsprung von 1,17 Prozent – etwa 82.000 Stimmen – gewannen.
Trumps Wahlkampf-Team bemüht sich um Schadensbegrenzung: „Dieser Scherz spiegelt nicht die Ansichten von Präsident Trump oder der Kampagne wider“, hieß es in einer Stellungnahme noch am Sonntag. Der Ex-Präsident selbst äußerte sich bisher nicht direkt dazu.