Sein Silber war das erste Edelmetall für Deutschland in der Leichtathletik-Königsklasse seit 1996. Damals war Frank Busemann (49) ebenfalls Zweiter und wurde durch den Erfolg berühmt. Diesen Schub will auch Neugebauer nutzen. Im Interview spricht er über seinen Olympia-Wettkampf, seine Zukunft und seine Pläne.
Geheimnis gelüftetDAS bekommt jeder Medaillengewinner geschenkt
Olympia: SIE löst das Medaillengewinner-Rätsel auf
Quelle: TikTok: @jessfoxcanoe07.08.2024
BILD: Herr Neugebauer, Sie sagten einmal, dass Sie es hassen, einen 1500-Meter-Lauf unter Druck zu machen. Wie hart war es diesmal, um die Silbermedaille zu holen?
Leo Neugebauer: Es war nicht einfach. Ich wusste, dass ich es schaffen kann. Die Silbermedaille lag auf dem Tisch, und ich wollte die echt gerne haben. Deswegen spürte ich Druck, aber es war ein machbarer Druck, den ich bewältigen konnte.
Vergangenes Jahr bei der WM in Budapest hatten Sie nach dem ersten Tag starke Probleme, einzuschlafen und zur Ruhe zu kommen. Wie haben Sie es diesmal geschafft?
Ich habe viele Sachen daraus gelernt. Letztes Jahr war ich ein bisschen zu lange bei den Medien, da sind wir erst so spät ins Hotel gekommen. Dann gab es noch Behandlungen und etwas zu essen. Dadurch wurde es so spät. Diesmal bin ich schnell überall durchgegangen, habe meinen Cooldown gemacht, war früh in meinem Zimmer und konnte ziemlich gut schlafen. Ich habe auch mein Social Media von meinem Handy runtergenommen. Bei der WM war dort nach dem ersten Tag so viel los. Dann fängt das Kopfkino an. Jetzt habe ich davon Ruhe gehabt.
Sie haben die vergangenen viereinhalb Jahre in Texas trainiert. Wie sieht die Zukunft aus?
Ich werde weiterhin auf der Anlage der University of Texas bei meinem Coach Jim Garnham trainieren. Dann nicht mehr als Student mit Vorlesungen, sondern als Profi. Jetzt arbeite ich dann auf Honorarbasis mit dem Trainer zusammen, vorher war das Teil meines Stipendiums. Durch das Stipendium wurde mir alles gestellt. Davon kann man gut leben. Die Uni kümmert sich um alles: Trainingsstätten, medizinische Versorgung. Außerdem stellen sie dir Geld für die Miete und etwas zum Leben. Außerdem wurde ich noch von der Sporthilfe gefördert.
Als Profi werden Sie von der Agentur Five Aside vertreten, die auch mit Mats Hummels, Christoph Kramer und Robin Gosens zusammenarbeitet. Wie sehr kann man sich von denen Tipps holen und etwas abgucken?
Von solchen großen Namen kann ich natürlich etwas lernen. Ich bin eine Person, die gerne neue Kontakte macht. Den anderen werde ich bestimmte einige Fragen stellen, um etwas zu lernen. Darauf freue ich mich sehr.
Wie soll die Brand Leo Neugebauer aussehen?
Mich reizen Projekte wie Start-ups. Ich möchte definitiv in eine Richtung gehen, wo ich mehr als nur ein Athlet bin und gerne auch etwas zurückgeben. Es gibt rund um den Sport so viel, das man machen kann. Daran bin ich sehr interessiert.
Sie haben mit Nike und Powerade bereits zwei Sponsorenverträge. Wie wollen sich in dieser Hinsicht aufstellen?
Als College-Athlet konnte ich bisher nur für die Partner etwas machen, wenn ich außerhalb der USA war. Den Nike-Deal habe ich schon vor einiger Zeit abgeschlossen. Den kann ich jetzt weiter ausbauen. Bei den Partnerschaften werde ich sicher lieber mit einigen wenigen größeren Sponsoren Abschlüsse machen. Lieber ein paar enge Partnerschaften statt zu viele.
Zum VfB in die Champions League
Sie starten jetzt für den VfB Stuttgart. Die spielen Champions League. Planen Sie bereits einen Stadionbesuch in der Königsklasse?
Zu 100 Prozent will ich dort hin, wenn ich in Stuttgart bin.
Wie bewerten Sie die Konkurrenzsituation für die kommenden Jahre?
Es gibt eine sehr breit aufgestellte junge Generation. Ich rechne mit bis zu zehn Konkurrenten, die alle noch mehr Punkte machen können. Die können alle mitmischen.
Der Speer ist Ihre Problemstelle, an der Sie arbeiten. Wie sehen Sie dort das Potenzial?
Im Speer ist noch viel Potenzial drin, dort kann ich definitiv noch gut etwas rausholen. Es ist immer gut zu wissen, dass man noch mehr Potenzial hat. Ein Limit setze ich mir da nicht. Denn warum macht man es sonst überhaupt? Ich werde noch mehr wachsen können und besser werden.
Was bedeutet es für Sie vom Kopf her, dass es nicht Gold geworden ist, sondern Sie nach Silber noch ein höheres Ziel für WM oder Olympia haben?
Das gibt mir noch einmal mehr Motivation. Ich sage: Hey, du wurdest Zweiter. Das war sehr gut. Aber es gibt auch immer noch Raum nach oben. Ich werde einfach hart weiterarbeiten. Ich glaube, dass es sogar fast gut für mich ist, noch dieses Ziel zu haben. So stecke ich weiterhin jeden Tag schön viel Arbeit rein und gebe einfach immer mein Bestes.